Nr. 1: Salzburg – Wie schreibe Ich HEMA? Wie schreibt man INDES?

Wie schreibe Ich HEMA? Wie schreibt man INDES?

Nr. 1: INDES Salzburg

Am Anfang steht die Frage, wie sich Fechten beschreiben lässt. Wir haben eine Fülle von – nicht immer korrekten – Bildern und Darstellungen aus Hollywood und diversen anderen Medien - nicht zuletzt der Literatur - im Kopf. Wie kann man Gefechte und Austäusche spannend und nachvollziehbar beschreiben? Wie stellt man HEMA literarisch dar? Wie stellt man den eigenen HEMA-Verein und was man bei INDES so erlebt dar?

Es soll ja Menschen geben, die INDES klein schreiben (liebe Leute, wenn ihr das lest, nehmt euch ein Herz…) und dann gibt es Menschen, denen bluten die Augen, wenn sie INDES kleingeschrieben sehen…

Aber zurück zum Punkt. Mich interessieren die Erfahrungen, die Menschen beim Fechten machen und wie diese erzählt werden. Dazu würde ich gerne Texte sammeln und eine Auswahl im Laufe des nächsten Jahres im Federspiel auf der Homepage veröffentlichen…

Das trifft sich ganz gut mit dem fünfjährigen INDES Verbands-Jubiläum. Ziel ist es alle zwei Monate einen Federspielartikel auf der Homepage zu posten mit verschiedenen Einblicken, Eindrücken und Beiträgen aus einem anderen Trainingsort.

Mein Name ist Lukas, ich bin 17 Jahre alt und lebe in Bergheim. So lang bin ich ja jetzt noch nicht beim INDES dabei, aber schon lang genug, dass ich vergessen habe wie lang genau. Ein Jahr, zwei? Ist eigentlich egal. Ich hab mit dem Jugendtraining angefangen und bin auch noch immer regelmäßig dort. Wenn sichs zeitlich ausgeht, werd ich aber auf jeden Fall noch bei anderen Trainings dabei sein. Das Schwerttraining war eigentlich genau das, was ich mir erwartet hatte und noch mehr. Mittlerweile ist das Klacken der Waster (und vielleicht bald von Stahl auf Stahl) fest mit Euphorie verbunden. Die Techniken zu lernen und anzuwenden ist für mich eine Art von Freude, die ich zuvor noch nie hatte. Und das Gefühl, mit diesen Techniken einen Kampf zu gewinnen, ist einfach unbeschreiblich. Vor allem mit den ganzen coolen Leuten im Verein machts echt spaß. Bis jetzt bin ich noch mit jedem gut ausgekommen und ich glaub nicht, dass sich das ändern wird. Auf jeden Fall eine Bereicherung, auch wenns manchmal anstrengend ist. Aber, no pain no gain, oder? Die Kämpfe sind zwar nicht so fancy und lang, wie in manchen Filmen, aber das ist auch überhaupt nicht nötig. 10/10 would INDES again.

 

-Lukas Holleis,
  17 J., seit 3 Jahren bei INDES

Für mich ist INDES ein Verein der aus vielen besonderen und netten Menschen besteht, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Es wird von vielen fleißig trainiert (von mir nicht so fleißig) und gefeiert, gespielt, gelacht... Ich komme nicht so oft dazu dabei zu sein wie ich gerne würde, aber wenn, dann ist es immer kurzweilig und mit einer angenehmen Atmosphäre.

Im Training merke ich schon, dass ich klar weniger fit und geschickt bin als fast alle, aber bin trotzdem gerne gesehen - jedenfalls gibt mir niemand Grund daran zu zweifeln. Das macht es mir leicht trotz meines eher unsportlichen Naturells seit Jahren mitzutrainieren.
Das Üben mit Waffen fördert die Konzentration und macht mir Spaß, während ich mich für z.B. Turnen nicht begeistern könnte.
Das Training unterstützt mich auch in meinem anderen Hobby LARP, das ich mit einigen anderen INDES-lern teile. Unser HQ ist ein ganz besonderer Ort für vielfältige Begegnungen, danke dafür. Ich bin Ingulf dankbar dafür, dass er das alles initiiert hat und Nicolai und allen anderen dafür, dass dieser besondere Verein weiterblüht.

-Georg Weiss,
  63 J., seit 14 Jahren bei INDES

Ich warte auf meinen Gegner. Auf der anderen Seite der Halle ist er noch dabei, in die letzten Teile der Schutzausrüstung zu schlüpfen. Ich warte bereits voll gerüstet, die Fechtmaske unter den linken Arm geklemmt, die Fechtfeder in der Rechten. Mein Körper singt in Erwartung des Gefechts und findet in einem ungeduldigen Klopfen der Schwertspitze auf den Boden Entladung.

Endlich kommt mein Gegner durch die Halle auf mich zu. Kurz sind wir ein Spiegelbild, wie wir zwei Meter voneinander entfernt die Klingen zum Gruß vor das bloße Gesicht führen. Auge in Auge. Ein Zeichen des Respekts. Mit einer schnellen Bewegung ist die Maske über den Kopf gestrichen, die zweite Hand am Schwert und es geht los.

Fechten ist kontinuierliches Kommunizieren. Ein Sprechen des Geistes, ein Ausdruck der individuellen Persönlichkeit in ihren Maßen an Angriff und Verteidigung sowie natürlich an Mut. Aber auch der Körper spricht: mit der Kraft, die in jede Bewegung gesteckt wird, der Spannung in den Muskeln, dem Ausmaß der Gewandtheit und Körperbeherrschung. Und dann ist da das Gespräch, dass sich über das Gefecht hin entwickelt. Aufgenommen von den Augen und dem Gespür in den Händen bei angebundenen Klingen geht es hin und her. Schnell folgt die Antwort auf eine Frage. Vorsichtig wird die eigene Argumentation ausgebaut, wenn man sich nicht sicher ist, ob das Gegenüber nicht mit einem stärkeren Standpunkt aufwarten kann. Fechten ist der Versuch einer Verständigung – grenzenloser Wahrnehmung des Partners.

Mein Körper und Geist singen trunken im Einklang beim Fechten – der Atem, der Puls, das Adrenalin und darunter Schritte und das Gefühl von Stahl auf Stahl.

-Nicolai I. Bauer,
  24 J., seit 8 Jahren bei INDES

Klingentanz

Im Gefecht werde ich zur Tänzerin. Meine Bewegungen folgen einer Melodie von Klingenklirren und meiner Atmung, die zuerst lauert; bereit, um zu verteidigen. Wenn der erste Schlag kommt, der Auftakt, so beginnt die Musik zu spielen und es scheint, als würde die Welt stillstehen. Mein Herz schlägt im Rhythmus der Paraden, der gekonterten Haue, die immerzu eine Blöße erhofft hatten, auf eine Lücke in der schützenden Haltung aus waren. Es ist ein endlos ewiger Tanz, bis jemand ins Stolpern kommt, aus dem Takt fällt. Bis das Funkensprühen erlischt, die Melodie ausklingt und es nach einem letzten Hieb ganz still wird. Dann rückt der Gesang meiner Atmung wieder in den Hintergrund und ich bin lediglich eine einfache, junge Frau, bis sich mein nächster Tanzpartner findet und das Klingenorchester erneut zu spielen beginnt.

 

-Robin Taferner,
 19 J., seit 6 Jahren bei INDES

- Bilder von Nicolai I. Bauer 

Updated: 1. März 2023 — 2:39