Samstagmorgen: Der Start
Acht Uhr, die Tore öffnen
eine Stunde danach, langsam füllende Hallen
zwei Stunden danach, scheinbares Chaos
elf Uhr, das Foyer leer
alles fechtet
bereitet sich vor
sieht zu
organisiert
Stahl und Schweiß
Fokus und Spannung
Spaß und Jubel
Geduld und Kraft
Eine gebrochene Feder: und ein Herz
Schon relativ früh hallte Schmerz durch die Hallen. Nicht etwa der Schmerz eines zu harten Treffers oder der eines überstrapazierten Muskels – nein – der Schmerz der Wände erzittern lässt, der den Raum kalt ausfüllt, der Schmerz eines gebrochenen Herzens. Das Schwert Ksenija – ist nicht mehr. Im ersten Kampf gebrochen, an der Parierstange entzweit. Auch wenn sich jemand fragen könnte „Warum hat sie nicht ein paar Runden länger ausgehalten?“, sehe ich in diesem Unglück, etwas Poetisches: Als habe die Klinge all ihre Kraft aufgetan, um vorher nicht zu versagen, sodass sie mit ihrem Fechter noch ein letztes Turnier beginnen kann, sie noch ein letztes Abenteuer beschreitet, sie noch ein letztes Mal die Aufregung vor einem Kampfe erlebt, um noch ein aller letztes Mal den Nervenkitzel zu spüren.
Ksenija
REQUIESCAT IN PACE
Tribüne: für Freunde
Hier möchte ich nicht meine Sichtweise schildern, sondern die einer guten Freundin von mir, die sich am Samstagvormittag spontan und überraschend die ÖM angesehen hat, um zu sehen, was für einen Sport ich so ausübe. Sie und ihre Begleitung kennen Sportwettbewerbe aus erster Hand als Teilnehmende und haben Erfahrungen sammeln können, wie manche Kontrahenten miteinander umgehen und wie sie gegeneinander arbeiten. Deswegen war sie positiv erstaunt wie freundlich und herzlich die Fechter miteinander umgehen. Es freut mich, dass wir in diesem wundervollen Sport dieses Bild nach außen tragen. Ich hoffe, wir können diese schöne Attitüde auch in Zukunft erhalten, um zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich persönlich, als Teilnehmer dieser Meisterschaft, fand es auch wunderschön mit den anderen Teilnehmern zu fechten. Auch wenn ich nicht über die Gruppenphase hinausgekommen bin, hatte ich viel Spaß und durfte viel lernen. Auch allgemein verspürte ich sehr viel positive Stimmung, manch einer würde sogar Liebe sagen. Vielleicht war es ja kein Zufall von dem unbekannten Schmied, die Tischschwerter der Pokale auf einem Herz ruhen zu lassen.
Fechtschule: Spielen des Spielens wegen
Auch wenn es Kommunikationsschwierigkeiten gab und die Fechtschule anfangs nicht so recht starten wollte, sah man am Wochenende doch, wie sich unser schönes Hobby HEMA manifestieren kann. Die Leute hatten schlicht spaß beim Fechten und beim Fachsimpeln. Wie viel Spaß Leute haben können während sie Fechten, wie sie Fachsimpeln oder manchmal sogar beides gleichzeitig tun. Es war mal wieder wundervoll, verschiedene Stile in verschiedenen Waffengattungen von anderen Fechtern kennenzulernen und zu sehen, welche spannenden Kombinationen entstehen, wenn zwei Fechter unterschiedlicher Waffengattung aufeinandertreffen: Ich sag nur Säbel und Rapier. Es ist auch immer gut, wenn es bei einem Fechtevent zu keinen Verletzungen kommt. Die ÖM18 gehört nicht dazu. Ein Rundschild wollte sich mit einer Nase anfreunden, da diese aber nicht wollte, entschied sich der Schild für den Kampf und die Nase willigte ein – und verlor. Eine Naht und ein paar gratis Biere später, war das das Zusammentreffen schon wieder Geschichte.
Die Abende: Helle Nächte
Das Bild: Hitze, viele Leute, man hört angeregte Gespräche in mindestens sieben fremde Sprachen aus aller Welt (und ja, südtirolerisch gehört dazu). Die Stimmung: Hammer. Das Lokal: Das Hauptquartier (kurz: HQ) von INDES Graz am Samstagabend. Dieses wunderbare Experiment, einen sozialen Raum für die Mitglieder des Vereins zu schaffen, stieß auf viel Zuspruch. Viele taten ihren Wunsch kund, selbst eine Räumlichkeit wie diese, an ihrem Standort aufziehen und das am besten schon vorgestern. Erfreulich war auch, dass alle die Nacht gut überstanden hatten, sodass alle am nächsten Tag fit zum Fechten waren. Die einzigen Verluste waren ein paar Flaschen die zu Bruch gingen. Am Sonntag bestätigte sich noch einmal die Liebe zum Hopfensaft und gewählter Konversationen in unserem schönen HQ, auch wenn in leicht geringerer Anzahl. Obwohl viele erschöpft waren, hatten wir noch einen schönen und relativ langen Abend mit guten Gesprächen, vielen Getränken, einer wunderbaren Dankesrede an unseren Obmann und natürlich einer geliebten Feedbackrunde.
Finale: Ein Russlandfeldzug im Sommer
Ein Name wird so schnell sicher nicht vergessen werden: Mikhail Bakir aus Russland, oder wie manche ihn nannten: Die „one man russian army“. Mikhail fegte von den Vorrunden bis zum Finale und gewann alle drei Wettkämpfen an denen er teilgenommen hat. Dies allein war schon ein seltener Anblick, aber die Stimmung, die während den Finalkämpfen herrschte, machte es legendär. Ein Spektakel: Auf der Tribüne Trommelwirbel voller Ekstase, Freunde und Familien, die jubelten was das Zeug hält, eine Moderation die spannend kommentierte und natürlich die obligatorischen Beamer-Probleme. All diese Sachen machten dieses Finale nicht nur für die Teilnehmenden zu einem wundervollen Event, sondern sicher auch für die Zuschauer.
Das Organisationsteam: Die Sieger der Herzen
Meine Erfahrungen mit Turnieren sind zwar begrenzt – es war mein Erstes – aber was ich von anderen HEMA-Events kenne und was ich von den anderen Teilnehmern gehört habe, war es eine Meisterschaft par excellence. Natürlich hat es hier und da gehakt und nicht jede oder jeder war mit allem glücklich, aber ich glaube mir werden wenige widersprechen, wenn ich sage, dass wir alle mit einem verdammt guten Gefühl aus der Halle gegangen sind. Zumindest der Zuspruch auf Facebook war enorm, aber das kann jeder selbst nachlesen. Weil es mir irrsinnig gut gefallen hat, möchte ich mich hier an dieser Stelle beim gesamten organisatorischen Team und bei allen Helfern und Helferinnen für ein wundervolles Wochenende bedanken.
Danke!
- Georg Schatzdorfer, INDES Graz, 08. Juni 2018